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Niere

Die Niere (lat.ren, renis; griech. nephros) ist ein paarig angeordnetes, bohnenförmiges Organ, das durch die Bildung des Harns Gifte und Endprodukte des Stoffwechsels ausscheidet. Beim Menschen liegen die Nieren unterhalb des Zwerchfells, haben eine Länge von 10 bis 12 cm, eine Breite von 5 bis 6 cm und eine Dicke von 3 bis 5 cm. Das Gewicht variiert zwischen 120 und 200 g. Jede Niere wird von einer aus der Aorta entspringenden Arterie mit Blut versorgt.

Die Niere besteht aus zahlreichen Einheiten, den Nephronen, in denen der Harn gebildet wird. Jede der menschlichen Nieren enthält 1 bis 1,2 Mio Nephrone. Das Nephron selbst besteht aus einem Nierenkörperchen und einem Tubulusapparat. Im Nierenkörperchen befindet sich das Glomerulum, ein Gefäßknäuel, durch dessen Kapillarwände der Primärharn abfiltriert wird. Der Primärharn tritt aus dem Nierenkörperchen in den Tubulus und in die Henlesche Schleife über, wo er nach dem Gegenstromprinzip aufkonzentriert wird.

Neben der Ausscheidungsfunktion spielt die Niere auch eine Rolle in der Regulation des Blutdrucks und der Blutbildung. Im juxtaglomerulären Apparat wird abhängig von der Durchblutung das blutdrucksteigernde Hormon Renin gebildet (Goldblatt-Effekt). Auch die Sauerstoffkonzentration wird in der Niere registriert und über die Ausschüttung des Erythropoetins gesteuert, das die Produktion der roten Blutkörperchen stimuliert.

Die Funktion der Niere kann an Hand der Urinmenge, der Urinkonzentration und der Konzentration der harnpflichtigen Substanzen (Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure, Kalium) im Blut abgeschätzt werden.

Messung der Nierenleistung

Die genaue Leistung der Nieren wird über die Clearance ermittelt. Hierzu gibt es verschiedene Verfahren:
  • Die renale Clearance ist ein Maß für die Eliminierung eines Stoffes aus dem Blutplasma, man misst also die Klärfunktion der Niere. Sinkt die Clearance ab, d.h. nimmt die Leistung der Niere ab, spricht man von Niereninsuffizienz.
  • Die Inulin-Clearance misst das Filtrationsvermögen der Niere. Hierzu wird dem Patienten Inulin verabreicht und gemessen, wie viel vom verabreichten Stoff pro Zeit wieder ausgeschieden wird. Da Inulin zwar filtriert, nicht aber rückresorbiert wird, ist die Inulin-Clearance identisch mit der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Für den gesunden Jugendlichen liegt der Wert bei etwa 125 ml/min. Eine Abnahme des Wertes deutet auf eine Störung in der Nierenfunktion hin (Niereninsuffizienz). Mit zunehmenden Alter nimmt die GFR physiologisch auf 60-65 ml/min ab. Dies ist bei der Dosierung von Arzneistoffen, die über die Niere ausgeschieden werden, wichtig, da bei älteren Patienten durch die geringere GFR oft eine Verringerung der Dosis vorgenommen werden muss.
  • Die Creatinin-Clearance wird wegen ihrer einfacheren Durchführung in der Klinik der Inulin-Clearance vorgezogen. Es wird die Ausscheidung von Creatinin gemessen, die annähernd der von Inulin entspricht. Die Creatinin-Plasmaspiegel, deren Wert von der Muskelmasse abhängt, schwanken nur wenig, was diese Messung überhaupt erst möglich macht. Vorteilhaft ist weiterhin, dass die Infusion, die bei der Messung der Inulin-Clearance erforderlich ist, entfällt.

Untersuchungsmethoden der Niere

  • Laboruntersuchungen
    • Urinuntersuchung
      • Teststäbchen auf Bakterien, Eiweiß, Blut, Zucker etc.
      • Urinsediment
    • Blutuntersuchung
      • Kreatinin
      • Kalium
      • Harnstoff
      • Harnsäure
    • Steinuntersuchungen
  • Bildgebung
    • Ultraschall
    • Röntgen Kontrastmitteldarstellung der Niere = iv-Pyelogramm
    • CT der Niere
    • Magnetresonanztomografie der Niere
    • Angiografie der Niere
    • Nuklearmedizinische Verfahren
      • Statische Nierenszintigrafie
      • Nierenausscheidungsszintigrafie
      • Nierenperfusionsszintigrafie

Krankheiten der Niere

  • Pyelonephritis = Nierenbeckenentzündung
  • Glomerulonephritis / Glomerulopathie = Autoimmunentzündung der Nieren
  • Nierensteine
  • Nierentumoren
    • bösartig: Nierenzellkarzinom
    • gutartig: z.B. Angiomyolipom
  • Anlagestörungen
    • Doppelniere
    • Zystennieren
    • Hufeisenniere
  • Niereninsuffizienz verschiedener Schweregrade, im Endstadium
  • Urämie und
  • chronisches Nierenversagen, dialysepflichtig
  • akutes Nierenversagen, Anurie
  • Nierenabsenkung (umgangssprachlich "Wanderniere")
  • Bartter-Syndrom (selten)
  • Phosphatdiabetes

Therapie

Viele Erkrankungen der Niere haben einen Ausfall der Nierenfunktion zur Folge (terminales Nierenversagen). Patienten mit terminalem Nierenversagen werden durch die Hämodialyse therapiert. Dabei wird den Patentienten über einen gelegten Anschluss Shunt Blut aus dem Blutkreislauf entnommen und über Ultramembranen filtriert, dem Blut wird dabei Wasser entzogen. Die Therapie der Wahl beim terminalen Nierenversagen ist die Transplantation, man unterscheidet Lebenspendertransplantation und Leichennierenspenden.

Literatur

  • Frank H. Netter, Eckehard Renner: Farbatlanten der Medizin, Bd.2, Niere und Harnwege, Thieme, Stuttgart, 1983. ISBN 3135241025

Weblinks


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