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Alzheimer

Die Alzheimersche Krankheit (Morbus Alzheimer) ist eine fortschreitende Demenz-Erkrankung (von lat. demens, "verwirrt") des Gehirns, die vorwiegend im Alter auftritt und mit einer Abnahme der Gehirn- und Gedächtnisleistung einhergeht. Die Krankheit beginnt mit scheinbar zufälliger Vergesslichkeit und endet im Verlust des Verstandes. Vor dem 65. Lebensjahr spricht man von präseniler Demenz (PDAT), nach dem 65. Lebensjahr von seniler Demenz vom Alzheimer Typ (SDAT).

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie durch den Arzt Alois Alzheimer an der Patientin Auguste D. erstmals als Erkrankung physiologischen Ursprungs, nicht psychologischen, diagnostiziert. Unabhängig wurde die Krankheit etwa zur gleichen Zeit von Oskar Fischer, der an der psychiatrischen Klinik in Prag tätig war, beschrieben. Die Benennung nach Alois Alzheimer erfolgte durch Emil Kraepelin in seinem Lehrbuch der Psychiatrie 1911.

Es kommt zur Degeneration von bestimmten Neuronen und dadurch zu Störungen der normalen cerebralen Funktionen, was bei Patienten zu Störungen bei Sprache, des Denkvermögens und des Gedächtnisses führt. Die Hirnmasse nimmt im Verlauf der Krankheit ab, man spricht von einer Hirnatrophie. Als Auslöser des Zellverlustes werden zur Zeit vor allem intrazelluläre Ablagerungen eines Fragments des Proteins APP diskutiert. Des weiteren werden wichtige Neurotransmitter, unter anderem Acetylcholin, nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert, was zu einer allgemeinen Leistungsschwächung des Gehirns führt.

Symptome

Erste Symptome sind Erinnerungslücken, Desorientierung und Antriebslosigkeit. In späteren Stadien der Krankheit verstärken sich die Symptome, so dass der Patient immer orientierungsloser wird. Im Endstadium erkennt der Erkrankte nahe Verwandte nicht mehr und es kommt zum Kontrollverlust und schweren Koordinationsstörungen.

Diagnose

Mit speziellen Tests auf die Gedächtnisleistung kann festgestellt werden, ob ein Patient an Alzheimer erkrankt ist. Um andere Krankheiten auszuschließen sind zusätzliche Untersuchungen wie die Computertomographie oder Magnetresonanztomographie nötig. Hierbei können manchmal aber nicht immer bestimmte für die Alzheimer-Krankheit typische Befunde erhoben werden. Mit einer Positronen-Emissionstomografie kann man mit Fluor-18-markierten Zuckermolekülen eventuell eine Aktivitätsminderung im Glucoseumsatz des Gehirns nachweisen. Im Pariental- und Frontallappenbereich finden sich hier signifikante Unterschiede zu vergleichbaren Normalpopulationen. Die Diagnose Alzheimer-Erkrankung ergibt sich aus dem typischen psychopathogischem Befund, dem Verlauf der Krankheit, dem Ausschluss anderer Krankheiten und eventuell typischen Befunden in den bildgebenden Verfahren. Es ist also eine Ausschlussdiagnose. Eine definitive Diagnose der Alzheimer-Erkrankung ist aber genau genommen erst nach dem Tod des Patienten mittels einer feingeweblichen Untersuchung des Gehirns durch einen Neuropathologen möglich.

Häufigkeit

Da der Anteil der Älteren in der Bevölkerung der westlichen Industrienationen immer mehr zunimmt, steigt auch die Häufigkeit der Personen mit Alzheimer. Man schätzt, dass bei den 65jährigen etwa 2% betroffen sind. Bei den 70jährigen sind es bereits 3%, bei den 75jährige 6% und bei den 85jährigen zeigen etwa 25% Symptome der Krankheit. Bei den über 85jährigen nimmt der Anteil der Betroffenen wieder ab, da die zuvor Erkrankten dieses Lebensalter selten erreichen.

Therapie

Zurzeit versucht man durch Cholinesterase-Hemmer den Abbau von Acetylcholin zu vermindern. Dadurch wird der Acetylcholinspiegel im synaptischen Spalt erhöht und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt. Weiterhin werden andere Symptome die im Verlauf der Krankheit auftreten können, wie Unruhe, depressive Verstimmung oder Erregung und Aggressivität mit Hilfe von bestimmten Psychopharmaka behandelt. Eine Heilung ist bisher nicht möglich.

Immer mehr klinische Studien zeigen, dass Statine ("Cholesterinsenker") den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Die Befunde deuten darauf hin, dass bei älteren Menschen das Risiko an Alzheimer zu erkranken durch die Einnahme dieser Medikamente vermindert werden kann (Neuroepidemiology 2004; 23:94-8; Neuron 2004; 41:7-10; Arch Neurol 2000; 57:1439-1443; Lancet 2000; 356:1627-1631; Arch Neurol 2002; 59:223-227; J Gerontol Biol Sci Med Sci 2002;57:M414-M418; and J Am Geriatr Soc 2002;50:1852-1856).

Molekularbiologie und Genetik

Als Ablagerungen im Gehirn eines Alzheimer-Patienten zeigen sich so genannte senile Plaques und fibrilläre Ablagerungen. Die Proteinablagerungen der senilen Plaques bestehen im wesentlichen aus Amyloid-Peptid. Die intrazellulär gelegenen Alzheimerfibrillen bestehen aus dem so genannten Tau-Protein. Das Tau-Protein aggregiert zu Fibrillen wenn es stärker als normal phosphoryliert ist, d. h. mit Phosphorsäureresten besetzt ist. Man spricht von Hyperphosphorylierung. Es ist ungeklärt, ob diese Tau-Phosphorylierung sekundärer Natur oder krankheitsauslösend ist.

Das Amyloid-Peptid, auch als Abeta oder A? bezeichnet, entsteht aus einem Vorläuferprotein, dem Amyloid-Precursor-Protein (APP), ein Protein das in die Zellmembran inseriert ist. Der größte Anteil dieses Proteins ragt aus der Zelle heraus (befindet sich extrazellulär), während sich nur ein kleiner Anteil innerhalb der Zelle befindet (intrazellulär). Es handelt sich um ein Typ I-Transmembranprotein, d.h. sein Amino-Terminus befindet sich auf der Zellaußenseite, während sein Carboxyl-Terminus innerhalb der Zelle zu finden ist.

APP wird von proteinspaltenden Enzymen (Protease) sogenannten Sekretasen gespalten, wodurch es zur Freisetzung des A?-Peptids aus dem Vorläufer-Protein kommen kann. Grundsätzlich gibt es zwei Wege, wie APP gespalten werden kann.

  1. Der nicht-amyloidogene Weg: APP wird durch die ?-Sekretase geschnitten. Dieser Schnitt findet innerhalb des Teils von APP statt, der A? beeinhaltet. Dadurch wird die Bildung von A? verhindert. Es kommt zur Freisetzung eines grossen extrazellulären Anteils, dessen Funktion nicht endgültig geklärt ist.
  2. Der amyloidogene Weg: APP wird zuerst von der ?-Sekretase geschnitten und nachfolgend von der ?-Sekretase. Dieser Schnitt, der innerhalb der Transmembrandomäne erfolgt, führt zur Freisetzung von A?.
Beide Vorgänge finden parallel in Nervenzellen statt, wobei der nicht-amyloidogene Weg überwiegt. Die durch ?- und ?-Sekretase gebildeten A?-Peptide variieren in ihrer Länge. Der Haupttyp ist 40, während ein kleiner Anteil 42 Aminosäuren lang ist. Insbesondere der letztere besitzt ein starke Tendenz Aggregate zu bilden, die abschliessend in den Plaques zu finden sind.

Kandidaten für die ?-Sekretase ist die Protease Adam 10 und für die ?-Sekretase BACE1 und BACE2. Die ?-Sekretase besteht aus einem hochmolekularen Komplex aus den Proteinen Presenilin 1 und 2, PEN-2, APH-1 und Nicastrin, wobei nicht geklärt ist ob nicht noch weitere Proteine daran beteiligt sind.

Es gibt eine genetische Komponente in der Verursachung der Alzheimer-Krankheit. Etwa fünf bis zehn Prozent der Betroffenen zeigen eine familiäre Häufung (FAD, familar alzheimer disease), die auf Mutationen des Presenilin 1-Gens auf Chromosom 14, des Presenilin 2-Gens auf Chromosom 1 oder Mutation des APP-Gens auf Chromosom 21 zurückzuführen sind. Zusätzlich konnte eine Verbindung zwischen der Alzheimerischen Erkrankung und dem ?4-Allel von ApoE, einem am Cholesterin-Transport beteiligten Protein, hergestellt werden. Das Down-Syndrom mit seiner dreifachen Anlage des Chromosom 21 (auf dem sich das APP-Gen befindet) erhöht ebenfalls das Risiko an der Alzheimer-Krankheit zu erkranken. Der Hauptrisikofaktor bleibt das Alter.

Neue Entwicklungen

US-Forschern haben in Tierversuchen erreicht, die frühen Hirnläsionen der Alzheimerschen Krankheit zurückzudrängen und den Krankheitsverlauf zu stoppen. Ihr Bericht wurde in der angesehenen Fachzeitschrift Neuron (43/2004, S. 321-332) im August 2004 veröffentlicht.

Bei Mäusen sei eine Art Alzheimer-Impfung bereits gelungen, berichtete der Münchner Psychiatrie-Professor Hans-Jürgen Möller im November 2004 gegenüber dpa. Dafür werde die körpereigene Abwehr stimuliert, so dass sie die speziellen Eiweißfragmente "auffrisst", die sonst Ablagerungen im Gehirn bilden und so die Demenz auslösen.

Zugleich arbeiten klinische Forscher an neuen Medikamenten, das die Entstehung der Bruchstücke von vornherein verhindern soll. "Diese Arzneien könnten in fünf bis zehn Jahren auf dem Markt sein", erläuterte der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Eine neuere amerikanische Studie ergab, dass Personen, die zwischen ihrem 20. und 50. Lebensjahr eine geistig wenig anspruchsvolle Tätigkeit ausgeübt haben, häufiger an Alzheimer erkranken. Mögliche Erklärungen könnten sein:

  • 1. Geistig anspruchsvolle Tätigkeit verzögert das Leiden oder schützt vor der Krankheit, zum Beispiel weil die Schwelle, an der Alzheimer beginnt lästig zu werden, hinaufgesetzt wird (dies ist der anerkannte Stand der Wissenschaft) BBC News August 2004; oder
  • 2. Die Alzheimer-Krankheit bricht schon in der Jugend aus und verhindert die Aufnahme einer geistig anspruchsvollen Tätigkeit. Die derzeit bekannten Alzheimer-Symptome werden aber erst im Alter erkennbar. Eine ältere Studie Neurology 2002;59:887-893 bejaht die zweite Möglichkeit durchaus, weil niedriges Einkommen in den späteren Lebensjahren einen Zusammenhang hat mit Demenzerkrankungen, aber niedriges Einkommen in den mittleren Lebensjahren nicht. Dies würde bedeuten, dass die Krankheit sich schon während des Berufslebens äußert (vgl. Abschnitt "Häufigkeit" oben).

Literatur

  • Anne Eckert: Alois Alzheimer und die Alzheimer Krankheit. Pharmazie in unserer Zeit 31(4), S. 356 - 360 (2002), ISSN 0048-3664
  • Jochen Gust: "Atlas der Demenz"; Demenzerkrankungen von Aachen bis Zwickau. ISBN: 3-8334-2533-4; BoD Norderstedt;

Weblinks


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