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Diazepam

Diazepam (7-Chlor-2,3-dihydro-1-methyl-5-phenyl-1H-1,4-benzodiazepin-2-on) ist ein Arzneistoff der Gruppe der Benzodiazepine. Es wird insbesondere als Psychopharmakon zur Behandlung von Angstzuständen, in der Therapie epileptischer Anfälle und als Schlafmittel angewendet. Diazepam wurde erstmals 1963 von der Fa. F. Hoffmann-La Roche unter dem Handelsnamen Valium® auf den Markt gebracht.

Chemie

Diazepam ist ein N-methyliertes Benzodiazepin. Als solches ist es durch eine Lactamstruktur gekennzeichnet. Diazepam wurde Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts erstmals durch L.H. Sternbach ausgehend von Chlordiazepoxid synthetisiert. Alternativ dazu kann die Synthese aus 2-Amino-5-chlorbenzophenon und Glycinethylesterhydrochlorid erfolgen.

Pharmakologie

Anwendungsgebiete

Neben seiner Anwendung zur symptomatischen Behandlung von akuten und chronischen Spannungs-, Erregungs- und Angstzuständen wird Diazepam in der Prämedikation vor chirurgischen und diagnostischen Eingriffen eingesetzt. Ebenso findet es als Muskelrelaxans und als Notfalltherapeutikum zur Behandlung epileptischen Grand-mal-Anfällen sowie zur Vermeidung von Grand-mal-Anfällen, falls Anzeichen vorher bemerkbar sind, Verwendung (siehe Antikonvulsivum).

Klinische Wirkungen

Diazepam wirkt anxiolytisch, antikonvulsiv, muskelrelaxierend und sedierend. Es besitzt eine lange Halbwertzeit (24 - 48 h). Auch seine Abbauprodukte können noch pharmakologisch aktiv sein (Halbwertzeit 50 - 80 h).

Wirkmechanismus

Diazepam bindet als Agonist an die Benzodiazepinbindungsstelle des GABA-A Rezeptors (ein Chloridkanal) und führen somit zu dessen Öffnung (Die Bindung an die Benzodiazepinbindungsstelle bewirkt eine konformationelle Änderung des Rezeptors für GABA und macht diesen empfindlicher für GABA, welches dann die erhöhte Öffnung des Chloridkanals bewirkt). Diese hat einen Einstrom von Chloridionen in die Zelle zur Folge. Die Erhöhung der intrazellulären Chloridkonzentration führt durch Hyperpolarisation zu einer verminderten Erregbarkeit der Zelle.

Nebenwirkungen

Diazepam führt zu einer Reduktion des Skelettmuskeltonuses und zur Schläfrigkeit und reduziert dadurch das Reaktionsvermögen auf längere Zeit.

Diazepam kann bei längerem Gebrauch süchtig machen. Es wird geschätzt, dass in Deutschland mehrere hunderttausend Menschen abhängig sind.

Wechselwirkungen

Diazepam wird über das Cytochrom-Enzymsystem CYP 3A4 abgebaut. Hemmstoffe dieses Enzymsystems (z.B. Cimetidin) führen zu einem verlangsamten Abbau von Diazepam verbunden mit verlängerten oder verstärkten Diazepamwirkungen.

Diazepam verstärkt die Wirkung anderer Muskelrelaxantien sowie die Wirkung von Lachgas und Analgetika. Die Wirkung von Diazepam wird durch Alkohol verstärkt.

Als Antidot (Gegengift) bei Vergiftungen mit Benzodiazepinen wird das Medikament Anexate® verwendet (Wirkstoff: Flumazenil).

Literatur

  • L.H. Sternbach (1979). The Benzodiazepine Story. J. Med. Chem. 22:1