Ekel
Ekel und Abscheu sind synonyme Ausdrücke für die Empfindung einer starken Abneigung und höchsten Widerwillen gegen Dinge wie Nahrung, Exkremente und verwesendes organisches Material, gegen Gerüche, auch gegen Personen oder Verhaltensweisen (siehe auch Aversion). Im Gegensatz zu rationalen Formen der Ablehnung äußert sich Ekel durch starke körperliche Reaktionen wie Übelkeit, Panik oder Ohnmacht. PsychologieWesentliche Fälle von Ekel beruhen auf sinnvollen instinktiven Verhaltensmustern, z. B. als Abwehrreaktion des Körpers auf Ekel erregenden Geruch oder Geschmack, der Ausspucken und Brechreiz zur Folge hat, um den Körper vor einer möglichen Vergiftung zu schützen. Bereits Säuglinge reagieren so auf bitteren Geschmack. Blut und Eiter, Kot, Speichel und Erbrochenes sind mögliche Gefahren einer Infektion und werden als ekelhaft gemieden, Leichen und tierische Kadaver produzieren Verwesungsgifte; der Kontakt mit ihnen wird als ekelhaft gemieden. Auch Furcht vor Tieren wie Spinnen oder Schlangen, die spontane Tierphobien auslösen kann, ist Vermeidung einer potenziellen Bedrohung; je deutlicher der Schlüsselreiz sich von "harmlosen" Mustern wie dem Kindchenschema unterscheidet, desto wahrscheinlicher ist die Ekelreaktion. Ekel ist dem Menschen vorbehalten, so sind unter höheren Tieren allenfalls ähnliche instinktive wie erlernte Aversionen zu beobachten; ein Hund, der einmal an einer giftigen Kröte geleckt hat, wird fortan einen Kontakt mit Geruch und Geschmack meiden. Psychoanalytische DeutungSigmund Freud deutet den Ekel ebenfalls als Abwehrmechanismus, sieht ihn aber als tendenziell neurotisches Symptom der Verdrängung archaischer Triebregungen, d. h. als anerzogenes Verhalten; als Ursache für den Ekel sieht Freud die Erziehung zur Ordnung und Reinlichkeit. Dabei sieht er zugleich eine Ambivalenz von Ekel und Lust, indem das Ekel erregende Objekt eigentlich ein Lustgefühl verschaffen sollte (und im Sinne einer Perversion auch verschaffen kann), aber gemieden wird. Allerdings ist Freuds Begriff vorwiegend an oraler und analer Sexualität orientiert, die kaum als Auslöser von Ekel im eigentlichen Sinne gelten können. Soziokulturelle FaktorenDennoch sind viele Ekelreaktionen erst im Laufe der Lebens durch Anerziehung erworben worden. Dies wird deutlich, wenn verschiedene Kulturkreise betrachtet werden: Was in manchen Regionen der Erde als Delikatesse verzehrt wird (z. B. Insekten (Entomophagie)), ruft bei anderen Bevölkerungsgruppen heftige Abneigungsreaktionen hervor und umgekehrt. Zahlreiche Riten im Umgang mit Kranken und Toten sowie Speisegesetze wurzeln in Ekelreaktionen, werden aber in anderen kulturellen und historischen Zusammenhängen nicht akzeptiert.
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