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Enuresis

Als Enuresis - von griech. en (in, hinein) und ourein (nässen) - wird das meist nächtliche Einnässen (Bettnässen) von Personen bezeichnet, die ein bestimmtes Alter überschritten haben.

Definition

Entsprechend der komplexen Entwicklung der Fähigkeit zur Harnkontrolle ist der spontane Harnabgang bei Kleinkindern als ein vollkommen normales körperliches Geschehen anzusehen. Erst ab einem Lebensalter von fünf bis sechs Jahren und einem Intelligenzalter von mindestens vier Jahren darf von einer Enuresis gesprochen werden. Dass auch ansonsten normal entwickelte Kinder mit vier oder anfang fünf Jahren noch nicht trocken sind, kommt einfach gelegentlich vor -- in manchen Familien auch häufiger --, ist keine Krankheit, und ist nicht behandlungsbedürftig. Auch in diesem Alter gilt für die Eltern noch die Devise jeder Sauberkeitserziehung: ermuntern, aber nicht erzwingen. Vereinzeltes Einnässen (monatlich oder seltener) ist auch noch bei Sieben- oder Achtjährigen relativ häufig und nicht behandlungsbedürftig.

Unter Enuresis wird in der Medizin die ungewollte, vollständige, was die körperlichen Vorgänge betrifft normale Blasenentleerung verstanden, die aber am falschen Platz und zur falschen Zeit geschieht. Dies tritt selten auch tagsüber auf (Enuresis diurna), vor allem aber in der Nacht (Enuresis nocturna). Nach den Diagnose-Richtlinien ICD-10 müssen körperliche Ursachen für eine Harninkontinenz -- wie Fehlbildungen oder Erkrankungen der Harnwege, neurologische (nervliche) Erkrankungen wie Epilepsie oder Neurogene Blasenstörung, Diabetes und so weiter -- zuerst ausgeschlossen werden, bevor von Enuresis im eigentlichen Sinne gesprochen werden kann.

Diese Unterscheidung zwischen Inkontinenz und Enuresis, wie auch die Unterscheidung zwischen primärer Enuresis (betroffene Person war nachts noch nie längere Zeit trocken) und sekundärer Enuresis (war schon längere Zeit trocken) hat sich als Grobeinteilung im medizinischen Sprachraum durchgesetzt. Diese Kriterien allein reichen aber noch nicht, um eine sinnvolle Therapie festzulegen.

Bei jeder Form von Einnässen handelt es sich um einen äußerst vielgestaltiges Phänomen, das genau beschrieben und abgeklärt werden muss. Im Gegensatz zu im Volk verbreiteten Ansichten muss immer zuerst an eine körperliche Ursache gedacht und diese gegebenenfalls behandelt werden. Nur wenn diese definitiv ausgeschlossen werden kann, was nur in einer Minderheit der Fälle so ist, muss man von einer seelischen Ursache ausgehen und psychologisch behandeln.

Dass eine psychische Betreuung gegen den Verlust des Selbstwertgefühls, zu dem es bei Bettnässern unabhängig von der Ursache oft kommt, mit der Abklärung der körperlichen Probleme Hand in Hand gehen sollte, versteht sich von selbst.

Zu den häufigsten Ursachen für Bettnässen gehören nach neueren Forschungen offenbar vor allem zwei Ursachen:

  1. ein besonders tiefer Schlaf - das Kind merkt einfach nicht, dass es einnässt, weil der Reiz nicht stark genug ist, um es zu wecken. Einige betroffene Kinder berichten, dass sie während des Schlafes im Traum auf die Toilette gehen und wasserlassen, so wie sie es alltäglich tun - was letztendlich zum Bettnässen führt.
  2. ein Fehlen der "Extraportion" antidiuretisches Hormon, die bei älteren Kindern und Erwachsenen normalerweise täglich in den mittleren Abendstunden erzeugt wird und deren Wirkung bis einige Stunden nach Mitternacht anhält. Dieses Hormon bremst die Harnbildung in der Niere. Fehlt dieser rhythmische Hormonausstoß, so wird während der Nacht genauso schnell Harn gebildet wie tagsüber.

Einige Tipps, die aber zuerst mit dem Arzt abgeklärt sein sollten -- wie gesagt, muss man zuerst sicherstellen, dass das Bettnässen nicht durch andere, eventuell gefährliche Krankheiten hervorgerufen wird:

  1. Keine Panik! Niemand stirbt am Bettnässen!
  2. Das Kind will Sie wahrscheinlich nicht ärgern mit seinem Bettnässen, es gefällt dem Kind vermutlich ebensowenig wie den Eltern.
  3. Im Strafrecht kann niemand für etwas bestraft werden, wofür er sich nicht bewusst und bei vollem Verstand entscheidet. Dieser Grundsatz sollte auch hier gelten!
  4. Das Problem sollte innerhalb der Familie bleiben, das Kind sollte nicht vor anderen bloßgestellt werden.
  5. Keine Windeln benutzen. Damit merkt das Kind noch weniger, dass es einnässt, außerdem werden Windeln von vielen älteren Kindern als demütigende Strafe empfunden, auch wenn sie das vielleicht nicht sagen.
  6. Windeln als "Strafe" für Bettnässen sind also doppelt falsch.
  7. Lieber einen wasserundurchlässigen Matratzenschoner aus Folie (gibt's im Sanitätshaus) unter dem Bettlaken aufziehen und das Laken bei Bedarf waschen. Wenn man dazu eine unempfindliche Bettdecke mit einem dicken oder doppelten Bezug verwendet, kann kein wesentlicher Schaden mehr entstehen.
  8. Das Kind sollte entsprechend seinem Alter am "Beseitigen" der Folgen seines Bettnässens, also z.B. am Abziehen und Waschen des Bettzeugs beteiligt werden, oder dieses sogar ganz selbst übernehmen, wenn es alt genug ist. Dies hilft offenbar sehr viel besser als Schimpfen.
  9. Es gibt Schlafhosen mit einer Alarmfunktion, die das Kind wecken, sobald es zu nässen beginnt. Dies kann innerhalb von einigen Wochen oder Monaten zum Erfolg führen.
  10. Das Ziel muss nicht das Durchschlafen sein. Wenn das Kind jede Nacht aufwacht und zur Toilette geht, ist das Ziel auch erreicht. Viele Menschen müssen dies ihr ganzes Leben lang tun.

Siehe auch: Dranginkontinenz - Stressinkontinenz

Weblinks


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