HeroinDas Heroin (griechisches weibliches Kunstwort ?????? - vergleiche Heros - der Held, chemisch Diacetylmorphin) wurde 1874 vom Briten C.R.A. Wright erstmalig synthetisiert und ab 1898 von der Firma Bayer (die sich den Markennamen Heroin sicherte) und anderen Pharmafirmen ursprünglich als Schmerz- und Hustenmittel in Deutschland bis 1958 vermarktet. Als verschreibungsfähiges Medikament wird es heute noch in Großbritannien eingesetzt, wo Diacetylmorphin gegen Schmerzen vom Arzt verschrieben werden kann. Heroin wurde 1874 entdeckt und gegen die Entzugssymptome des Morphins eingesetzt, bis 1904 erkannt wurde, dass Heroin, genau wie Morphin, zur schnellen Gewöhnung führt. Der Besitz, die Herstellung und der Handel mit Heroin (ohne eine entspr. Erlaubnis) ist in Deutschland durch das Betäubungsmittelgesetz unter Strafe gestellt. Nach seiner weltweiten Kriminalisierung wird es heute fast ausschließlich als illegale Droge eingesetzt. In der Drogenszene wird Heroin meist "H" (engl., sprich Äitsch'), "Schore", "Braunes" oder schlicht "Dope" oder "Gift" genannt. Der Schwarzmarktpreis für 0,1 Gramm Heroin liegt seit dem Jahr 2004 in der deutschen Drogenszene bei ca. 10 Euro. Dieser Preis ist jedoch starken Schwankungen unterworfen; in der Frankfurter Drogenszene bewegte sich der Preis für ein Gramm z.B. innerhalb weniger Jahre zwischen 25 und über 75 ?. Ca. 1985 hätte man in der Schweiz auf dem Schwarzmarkt für 1.0 Gramm Heroin 700 sFr und mehr bezahlt. Da es mit der Zeit immer mehr gestreckt wurde, ist es heute nur noch 100 sFr pro Gramm wert. AufbauEs entsteht durch eine chemische Reaktion von Morphin mit Essigsäureanhydrid (Acetanhydrid) oder Essigsäurechlorid. Nach der Nomenklatur ist Heroin Diacetylmorphin (C21H23NO5) und gehört zur Gruppe der Opioide, ist aber kein Opiat, da es nicht natürlicherweise im Opium vorkommt.Wie das Hustenmittel Codein wird Heroin im Körper zu Morphin metabolisiert und wirkt als solches. Erwünscht ist also wie beim Codein die Morphinwirkung. Codein ist allerdings wesentlich schwächer, da nur ein kleiner Teil des Codeins in Morphin umgewandelt wird und dies langsam geschieht. Diacetylmorphin dagegen ist eine besonders schnelle und effektive "Transportform" für das Morphin, welches die Opioidrezeptoren auf diese Weise schneller und leichter erreichen kann. WirkungEs wirkt euphorisierend, schmerzlindernd und schlaffördernd, wirkt je nach Applikationsform mit einer Halbwertszeit von vier bis sechs Stunden und ist für die inneren Organe nicht toxisch. Weitere Wirkungen auf den Körper sind die emetische, die atemdepressive und die verstopfende Wirkung. Bei einer Überdosierung gefährlich ist die Atemdepression, die unbehandelt zum Tode führen kann. Um die Wirkung im Falle einer Überdosierung aufzuheben, werden so genannte Opiatantagonisten (z.B. Naloxon) eingesetzt. Zur Linderung der Entzugserscheinungen bei Heroinentzug unter klinischer Aufsicht oder in der Substitution wird z.B. das synthetisch hergestellte Opioid Methadon eingesetzt, welches aber ebenfalls abhängig macht.Geschichte des Heroins23 Jahre nach seiner erstmaligen Synthese durch C.R.A. Wright (1874) wurde Heroin am 21. August 1897 von Felix Hoffmann in den Bayer-Labors erneut synthetisiert. 1898 erfolgten pharmakologische Versuche zur Wirksamkeit des Heroins am Menschen. Die Wortmarke "Heroin" wurde am 16. Mai 1898 beim Kaiserlichen Patentamt eingereicht. Weitere Registrierungen in anderen Ländern folgten.1898 begann die kommerzielle Produktion in großem Stil durch die Firma Bayer, bald auch durch andere Firmen, da der Stoff ja schon länger bekannt war und es kein Patent darauf gab. Heroin wurde als oral einzunehmendes Hustenmittel vermarktet sowie als nicht süchtigmachendes Medikament für den Opiatentzug propagiert (dies lag daran, daß die suchterzeugende Wirkung, welche wesentlich stärker als die von Opium/Morphium ist, bei den damals durchgeführten Tests nicht erkannt werden konnte) und wurde von der Ärzteschaft sowie von den Patienten überaus positiv aufgenommen. Es wurde in Dutzenden von Ländern verkauft und Probepackungen wurden an Ärzte verteilt, die es bald nahezu als Allheilmittel einsetzten. Zwar warnten einige Ärzte vor Nebenwirkungen und Abhängigkeit, diese blieben jedoch in der Minderheit. Das lag einerseits an der aggressiven Vermarktung durch Bayer, andererseits daran, daß die orale Darreichungsform zu einer sehr viel langsameren und geringer dosierten Aufnahme des Stoffes führte, wodurch starke Rauschzustände und Abhängigkeit in der Regel ausblieben. Zur Droge entwickelte sich Heroin ab ca. 1910 vor allem in den USA, wo Morphin- und Opiumsucht weit verbreitet waren. Als bekannt wurde, daß gerauchtes oder intravenös gespritztes Heroin ähnliche Wirkung hatte, stiegen viele Abhängige auf die leicht erhältliche Substanz um. Die Zahl der Heroinabhängigen explodierte, was bald zu staatlichen Gegenmaßnahmen führte - Heroin fiel nach und nach auf der ganzen Welt in Ungnade. 1931 stellte Bayer die Produktion ein und entfernte Heroin aus seiner Produktpalette. Stattdessen konzentrierte sich die Firma auf ihre zweite, bahnbrechende Entdeckung, das Aspirin. GefahrenHöchste SuchtgefahrHeroin ist aufgrund der hohen Gefahr körperlicher Abhängigkeit die Droge mit dem höchsten bekannten Suchtpotenzial ? so kann es in Ausnahmefällen nach wenigen Konsumsituationen zu einer körperlichen Abhängigkeit kommen ? sicheres Symptom sind die körperlichen Entzugserscheinungen, die je nach individueller Konstellation nach Tagen oder Wochen regelmäßigen Konsums eintreten.Oft versetzen Konsumenten ihren gesamten Besitz, um die Sucht zu finanzieren, meist erfolgt ein rascher sozialer Abstieg. Die Süchtigen sind nicht in der Lage, ihrer Arbeit nachzugehen, viele werden obdachlos, auch weil sie es nicht mehr schaffen, ihren Verpflichtungen (Ämtergänge, etc.) nachzukommen. Auf der anderen Seite gibt es auch eine nicht bekannte Zahl von Heroinabhängigen (über die z.B. in der niedrigschwelligen Drogenhilfe immer wieder berichtet wird), die noch einer Arbeit nachgehen und ihrem Umfeld ihre Abhängigkeit erfolgreich verheimlichen. Gefahren durch den KonsumBesonders wenn Heroin mit anderen Drogen wie Alkohol, Beruhigungs- oder Aufputschmitteln zusammen konsumiert wird, besteht das Risiko des Atemstillstandes.Häufige Todesursache ist Atemstillstand durch Überdosierung (laut BMGS 85 % der Todesfälle durch unbeabsichtigte, 12 % durch beabsichtigte Überdosierung, also Suizid). Heroin taucht auf dem illegalen Markt in Konzentrationen von etwa 5 bis 20 % Base auf. Dosisschwankungen stellen eine besondere Gefahr dar. Auch kommt es häufig zu Todesfällen, wenn nach längerer Abstinenz nach einem Entzug die gleiche Dosis gespritzt wird, die vor dem Entzug konsumiert wurde (sog. Goldener Schuss). Auch sehr gefährlich ist der Konsum zusammen mit anderen Drogen, wie Benzodiazepinen (Valium, Rohypnol), Barbituraten und Alkohol. Alkohol kehrt die Wirkung vieler beruhigender Medikamente oft ins Gegenteil um. Wird nach kombiniertem Konsum dieser Substanzen Heroin konsumiert, so hat das oft tödliche Folgen. Viele vermeintliche Herointote sterben wegen der Wechselwirkungen mehrerer Substanzen. Durch den Tausch von gebrauchten Spritzen mit anderen Süchtigen besteht die Gefahr, sich mit Krankheiten wie Hepatitis und HIV zu infizieren. Die in den meisten Staaten illegale Substanz wird häufig von den Händlern mit anderen Substanzen vermischt, um den Gewinn zu steigern. Nach Untersuchungen des BKA fanden sich im Jahre 2003 in 3858 Proben Koffein (99,4 %), Paracetamol (94 %) und Griseofulvin (4,6 %). Von den Zusätzen waren Lactose (3,6 %), Mannit (2,3 %) und Saccharose (1,3 %) am häufigsten enthalten. Zudem treten schlichte Verunreinigungen, z.B. durch Straßendreck auf, die bei der Injektion besonders gesundheitsschädlich sind. Gelegentlich taucht auch mit z.T. tödlichen Giftstoffen vermischtes Heroin auf. Modellversuch zur heroingestützten BehandlungDer Bund hat in Kooperation mit mehreren Bundesländern und den Städten Frankfurt, Hamburg, Köln, Bonn, Hannover, München und Karlsruhe das Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung ins Leben gerufen. Im März 2002 lief das Modellprojekt in Bonn an, die anderen Städte folgten nach und nach. Die Klienten wurden in zwei Gruppen geteilt, welche durch Losverfahren gebildet wurden. Die eine bekommt ein Jahr lang Methadon zur Oraleinnahme und kann, als Anreiz, nach dem Jahr zur Heroingruppe wechseln. Die andere Gruppe bekommt zwei Jahre lang pharmakologisch reines Heroin (Diacethylmorphin) zur Injektion, welches sie unter medizinischer Aufsicht und unter hygienisch einwandfreien Bedingungen bis zu dreimal täglich in einer extra dafür eröffneten Heroinambulanz konsumieren. Diese beiden Gruppen sind wiederum in jeweils zwei geteilt: die einen werden von Case-Managern und die anderen von Drogenberatern (Psychoedukation) betreut. Insgesamt nehmen 1.120 Klienten an dem Projekt teil. Die Trennung in Experimentalgruppe (Heroin) und Kontrollgruppe (Methadon) ist bei einer klinischen Arzneimittelprüfung, die für die mögliche Zulassung von Heroin als Medikament Voraussetzung ist, erforderlich. Die Wirkung der medikamentösen Therapie bei der Experimentalgruppe wird mit der Wirkung eines als Standardtherapie eingesetzten Medikaments bei der Kontrollgruppe verglichen um festzustellen, ob das neue Medikament den vorhandenen überlegen ist. Das Projekt war ursprünglich auf zwei bzw. drei Jahre angelegt (zwei Jahre Studie und ein Jahr Auswertung der Studie), wurde aber im August 2004 bis 2006 verlängert, da man die Patienten nicht wieder auf die Straße setzen wollte, aber erst 2006 über die Zulassung von Heroin als Medikament entschieden werden kann. In manchen Ländern, wie z.B. Großbritannien ist Heroin verschreibungsfähig und wird von Ärzten meistens an Heroinsüchtige verschrieben. In der Schweiz und den Niederlanden liefen schon ähnliche Versuche einer heroingestützten Behandlung, die sehr positive Ergebnisse erzielten. JargonEinige in der Heroinszene und der allgemeinen Drogenszene bekannten Ausdrücke sind auch außerhalb der Szene bekannt geworden:
Literatur
Weblinks
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