MorphinStrukturformel des Morphins NameMorphin wurde erstmals 1803 vom deutschen Apotheker Friedrich Wilhelm Adam Sertürner isoliert. Dieser benannte den Stoff nach Morpheus, dem griechischen Gott der Träume.Heroin ist ein Derivat des Morphins. Es wird durch Acetylierung aus Morphin gewonnen. Vorkommen und BiosyntheseMorphin wird aus Opium, d.h. aus dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns (Papaver somniferum), gewonnen. Es kann aber auch aus Phenylalanin und 4-Hydroxyphenyl- acetaldehyd synthetisiert werden. Die Ausbeute ist allerdings relativ gering (bei der sog. Fuchs-Synthese beträgt sie ca. 10%). Dabei ist Norcoclaurin ein wichtiges Zwischenprodukt. Über Reticulin werden dann die Morphinan-Alkaloide gebildet, zu denen das Morphin gehört.AnwendungMorphin wird zur Behandlung von starken und stärksten Schmerzen verwendet; es hat keinen sogenannten Ceiling-Effekt. Als Darreichungsformen gibt es Retardkapseln, -tabletten, Tropfen, Pflaster sowie Injektionslösungen.Im Vergleich zu anderen Ländern wird in Deutschland wenig Morphin verschrieben.
Zum Beispiel ist die verordnete Gesamtmenge für Tumorpatienten in Dänemark siebenmal höher. Schätzungen zufolge könnten in Deutschland bis zu einer Million Menschen auf die Gabe von Opiaten angewiesen sein. Die 1996 verschriebene Menge an entsprechenden Medikamenten gewährleistete eine Behandlung von höchstens 150 000 Patienten. PharmakologieMorphin greift direkt am Zentralen Nervensystem (ZNS) an. Es lagert sich reversibel an spezielle Rezeptoren, die sog. Opiatrezeptoren, an und blockiert diese. Dadurch wird die Schmerzweiterleitung verhindert und das Schmerzempfinden des Patienten gesenkt. Gleichzeitig wirkt Morphin auch im peripheren Nervensystem, wo es die Schmerzempfindlichkeit der Nervenenden herabsetzt.Weitere Wirkungen von Morphin, die teilweise unerwünscht sind (Nebenwirkungen), sind Suchtgefahr, Atemdepression, Verstopfung, Störungen des Bewusstseins (Halluzinationen, Dysphorie) und Abfall des Blutdrucks. Daneben unterdrückt Morphin den Hustenreiz (antitussive Wirkung). Zu Beginn der Therapie kommt es zu Übelkeit und Erbrechen, da Morphin direkt auf das Brechzentrum im Hirnstamm wirkt. Nach einiger Zeit lässt diese Nebenwirkung allerdings nach, da Morphin schließlich das Brechzentrum selbst lähmt. Bei Patienten mit starken Schmerzen treten die meisten dieser Probleme in den Hintergrund, da der Schmerzreiz die Atmung stimuliert und so die eigentlich tödliche Atemlähmung praktisch nicht eintritt. Moderne Retardprärparate, die für konstante Wirkspiegel im Blut sorgen, minimieren die Suchtgefahr, die bei Patienten mit infauster, also sehr schlechter bis hoffnungsloser Prognose ohnehin keine Rolle spielt. VergiftungSollte eine Morphinvergiftung vorliegen, kann man diese durch Gabe von Naloxon behandeln. Naloxon verdrängt Morphin von den Opiatrezeptoren und hebt dadurch die Wirkung auf. Dabei sollte vorsichtig dosiert werden. Wird zu viel Naloxon verabreicht, kann der Konsument von der Überdosis direkt in den Entzug übergehen. Weiterhin ist zu beachten, dass die Halbwertszeit von Naloxon deutlich unter der von Morphin liegt, der Patient also kurzzeitig beschwerdefrei ist, aber nach dem Nachlassen der Wirkung von Naloxon wieder an einer Überdosierung mit Atemstillstand leiden kann. Eine längere Beobachtung bei Morphinintoxikationen ist deshalb Pflicht, häufig wird zur Sedation und zur Linderung einer etwaigen Entzugssymptomatik die gleichzeitige Gabe von Diazepam (Handelsname Valium) gefordert.
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