PhobienEine Phobie (auch phobische Störung) ist eine krankhafte Angst, das heißt eine unbegründete, anhaltende Angst vor Situationen, Gegenständen, Tätigkeiten oder Personen (der phobische Stimulus). Sie äußert sich im übermäßigen, unangemessenen Wunsch, den Anlass der Angst zu vermeiden. Der Begriff Phobie wird jedoch auch im nichtmedizinischen Sinne für Abneigungen aller Art gebraucht. Das Suffix -phobie kommt von griechisch ????? (spr. Fóbos, jedoch -fobíe) und bedeutet Furcht. EinordnungIn den zur Zeit gebräuchlichen Diagnosesystemen der Psychiatrie werden die Phobien als Teil der Angststörungen gesehen. Bei den Phobien unterscheidet man die Agoraphobie, die soziale Phobie und die speziellen, auch sonstige oder einfache Phobien genannt. SymptomatikAgoraphobieWörtlich bedeutet der Begriff Platzangst und meist ist die Angst vor großen freien Räumen oder Menschenansammlungen auch vorhanden. Man findet jedoch oft auch Angst vor engen Räumen wie Aufzügen, Flugzeugen und anderem bei den gleichen Menschen. Das mag zunächst paradox wirken, das Verbindende ist aber das Gefühl, eine Situation nicht allein bewältigen oder kontrollieren zu können. Meist geht damit auch das dringende Bedürfnis nach Schutz und Begleitung durch eine andere Person einher. Relativ häufig tritt die Agoraphobie zusammen mit Panikattacken auf, weshalb eine eigene Diagnose für diese häufige Verbindung üblich ist.Soziale PhobienKennzeichnend für die Soziale Phobie ist die Furcht, von anderen beobachtet und negativ bewertet zu werden, z. B. bei einem Vortrag (Bestimmt fange ich an zu stottern und blamiere mich bis auf die Knochen) oder beim Essen (Meine Hände werden zittern, die anderen glauben sicher, ich bin Alkoholiker). Die Ängste können sehr ausgedehnt (fast alle Kontakte werden gemieden) oder umschrieben sein (Nur, wenn ich Schecks unterschreiben muss). Ein nahe verwandtes Bild mit fließendem Übergang zur Sozialen Phobie ist die so genannte Erythrophobie, die Furcht vor dem Erröten (in Gegenwart anderer).Sonstige (einfache) PhobienHierbei handelt es um das, was die meisten unter einer Phobie verstehen dürften: Die zahlreichen verschiedenen Ängste vor Dingen oder Situationen, z. B. vor Tieren (Spinnen, Schlangen, Mäuse und Ratten), Krankheiten, Messern und anderem mehr. Nicht alle Phobien sind behandlungsbedürftig (man kann mit einer Angst z. B. vor Löwen in unseren Breiten ganz gut leben). Andererseits kann es auch hier schwerste Ausprägungen mit sehr starkem Leidensdruck geben. Die Belegung der einzelnen Formen mit komplizierten Namen bringt mit den wenigen hier schon erwähnten Ausnahmen keinen Erkenntnisgewinn für Entstehung und Behandlungsmöglichkeiten und ist heute weitgehend verlassen worden. Wer einzelne Bezeichnungen nachsehen möchte, findet sie in der Liste der Phobien.Gemeinsam ist den drei aufgelisteten Krankheitsformen, dass durch die Vermeidung des angstauslösenden Gegenstands oder der Situation Angstfreiheit erreicht werden kann, was für die übrigen Angststörungen (Generalisierte Angststörung, Panikattacken) nicht gilt ? allerdings um den Preis unterschiedlich starker Einschränkungen des Alltagslebens. HäufigkeitDa insbesondere die einfachen Phobien nicht immer das Alltagsleben beeinträchtigen, ist eine Bestimmung der Häufigkeit nicht einfach. Es werden für die Lebenszeitprävalenz Zahlen von etwa 11 % für die einfachen Phobien, von ca. 13 % für die Soziale Phobie und von 5 % für die Agoraphobie genannt. Generell treten Angststörungen bei Frauen etwa doppelt so häufig wie bei Männern auf, insbesondere ist der Unterschied bei der Agoraphobie ausgeprägt. (Quelle der Zahlenangaben: Möller - Laux - Kapfhammer: Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin Heidelberg 2000)UrsachenEs gibt zahlreiche Theorien zur Entstehung der Phobien, was in der Umkehr darauf schließen lässt, dass niemand es wirklich genau weiß. Fest steht eigentlich nur, dass Phobien familiäre Häufungen aufweisen, diese allein aber bei weitem nicht ausreichen um eine Entstehung durch Erbfaktoren allein anzunehmen. Man spricht also von multifaktorieller Genese, die einzelnen Psychotherapieschulen arbeiten mit jeweils eigenen Krankheitsmodellen und die Pharmakologie hat wieder ihre eigenen Annahmen. Im Einzelfall wird man also nicht darum herumkommen, für jeden Menschen ein eigenes Modell der Krankheitsentstehung zu entwerfen, was seinen Nutzen durch den Erfolg der daraus abgeleiteten Behandlung beweisen muss.Eine Ursache kann eine Störung des Mandelkerns sein. BehandlungMedikamenteMeist werden zunächst SSRI angewandt, bei Nichtansprechen kann man Buspiron, trizyklische Antidepressiva oder MAO-Hemmer versuchen. Vielfach werden auch Benzodiazepine verwendet, die gut wirken, aber die Gefahr einer Abhängigkeit beinhalten. Generell sind die Erfolgsaussichten für eine medikamentöse Behandlung schlechter als bei Depressionen oder Schizophrenien, die Gefahr des Wiederauftretens von Symptomen nach Absetzen der Medikamente ist hoch. Daher wird fast in allen Fällen die Kombination von Medikamenten mit Psychotherapie empfohlen.PsychotherapieDie Behandlung von Phobien ist geradezu eine Spezialität der Verhaltenstherapie, die mit Reizüberflutung, abgestufter Exposition und Expositionstherapie über verschiedene nachweisbar wirksame Therapieformen verfügt. Ziel ist es dabei, dass Betroffene in die Situationen gehen, die sie bisher gemieden haben. Sie können hierdurch erleben, dass die Situation als solche nicht gefährlich ist und sie ihre Angst ertragen können. Mit der Zeit wird die Angst nachlassen und sie werden mit der Situation Gefühle der Ruhe und Entspannung verknüfen.Auch die Anwendung von tiefenpsychologischen oder analytischen Verfahren kann nützlich sein, wenn auch Nachweise für die Wirksamkeit nicht in der Ausführlichkeit vorliegen wie für die Verhaltenstherapie. Unabhängig von der gewählten Therapieform spielen Information über die Krankheit und das Bewältigen der angstauslösenden Situationen (Konfrontation) immer eine grosse Rolle. SelbsthilfegruppenSofern nicht die Krankheit selbst dem Betroffenen hier Schwierigkeiten bereitet, können Selbsthilfegruppen eine sehr wichtige Ergänzung für die anderen Behandlungsformen sein und/oder nach Ende einer Behandlung deren Erfolge sichern helfen. In den letzten Jahren wird auch das Internet für die Hilfe Betroffener untereinander vielfältig genutzt.WeblinksWiktionary: Weiteres zur Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen von Phobie
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