SupervisionDieser Artikel beschäftigt sich mit dem psychologischen Begriff Supervision. Für die Handheld-Konsole siehe Watara Supervision. DefinitionEine aktuelle Definition von Supervision lautet wie folgt: "Supervision ist Interaktion, deren Aktoren die Rollen Supervisor, Supervisand und Auftraggeber spielen. Die Aktoren legen in einem Kontrakt die Spielregeln ihrer Zusammenarbeit fest. Supervisor und Supervisand interagieren in Sitzungen. An ihre Rollen bestehen die Muss-, Soll- und Kann-Erwartungen: An die Rolle des Supervisors:
An die Rolle des Supervisanden:
An die Rolle des Auftraggebers:
Aktoren können Einzelpersonen oder soziale Systeme sein. Die Rollen Auftraggeber und Supervisand können in Personalunion gespielt werden. Der Supervisor kann in der hierarchischen Linie dem Supervisanden nicht vorgesetzt sein. Die zu reflektierende Praxis umfasst problematische Szenen, die der Supervisand im Beruf, in der Freiwilligenarbeit oder in Bildungssituationen erlebt hat oder auf die er sich vorbereiten will. Die Reflexion fokussiert die Szenen auf das Verhalten und Innenleben der Beteiligten und Betroffenen; auf ihr Miteinander; auf ihre Aufgaben und Vorhaben und/oder auf das Verhältnis des supervidierten Systems zu über, neben- oder untergeordneten Systemen. Auf der Basis der Reflexion kann der Supervisand Lernziele formulieren, die inner- oder außerhalb der Supervision verfolgt werden können." Quelle: David Keel, Qualität von Supervision, 2003) Supervision kann als Beratungsformat verstanden werden, in welchem mit unterschiedlichen Ansätzen wie Themenzentrierte Interaktion, Gestalt, Personzentrierter Ansatz, Psychoanalyse, Gruppendynamik, NLP,Situationsdynamik und so weiter gearbeitet wird. Untergliederung der SupervisionTraditionell unterscheidet die Fachliteratur am Kriterium Supervisand: Einzelsupervision, Gruppensupervision, Teamsupervision und Ausbildungssupervision. Die Einzelsupervision ist ein Zwiegespräch zwischen Supervisor und Supervisand. In einer Gruppensupervision nehmen Supervisanden teil, die nicht in einem Arbeitszusammenhang zueinander stehen, welchen sich aber ähnliche Probleme stellen, etwa eine Gruppe von Chefärzten verschiedener Kliniken. Die Teamsupervision wird demgegenüber von Supervisanden besucht, die miteinander im Alltag zusammenarbeiten, etwa dem Personal einer Station - von der Chefärztin bis zum Hilfspfleger. Damit verändern sich die Themen: In der Einzelsupervision und der Gruppensupervision erhält jeder Teilnehmende Raum, sein eigenes Verhalten zu reflektieren. In der Teamsupervision geht's ums Miteinander, um die Zusammenarbeit, um Konflikte, Störungen und Klärungen. Ausbildungsupervision ist ein Zwitter: In ihr reflektieren Ausbildungskandidaten ihre individuellen Praxissituationen und die Zusammenarbeit in der Ausbildungsgruppe.Gliedert man Supervision am Kriterium Supervisor, unterscheidet man die Supervision von der Intervision. Diese stellte eine Art Gruppensupervision ohne Supervisor dar, das heißt: Die Supervisanden supervidieren einander gegenseitig. Die Teilnahme an Intervisionsgruppen ist zum Beispiel eine Qualitätssicherungs-Maßnahme, die von den meisten Supervisions-Berufsverbänden vorgeschrieben wird. Häufig ist auch die Gliederung der Supervision am Kriterium Inhalt. Dann werden etwa Lehrsupervision, Praxisberatung, Coaching, Organisationsentwicklung, Mediation voneinander unterschieden. Manche Autoren sehen all diese Disziplinen als Teilgebiete der Supervision, andere wollen sie scharf davon getrennt wissen. Selbst die Berufsverbände in den verschiedenen Ländern haben in der Frage unterschiedliche Vorlieben. Zur GeschichteSupervision als Praxisanleitung in der sozialen ArbeitIn der ältesten Tradition - besonders in den USA - war Supervision Praxisanleitung durch einen Vorgesetzten. Dabei handelte es sich zunächst um freiwillige SozialhelferInnen, die von professionellen SozialarbeiterInnen supervidiert wurden. Supervison diente hier dem Vorgesetzten dazu, professionelle HandlungsvolIzüge in seinem Sinne mit dem ausführenden Mitarbeiter durchzusprechen und zu bestimmten Handlungsvollzügen anzuleiten. Dieser Supervisor konnte dann in der Tat auch der Vorgesetzte sein. Das heutige Mentoring, manchmal in diesem Sinne auch Coaching hat diesen Ansatz übernommen.Supervision wird heute in der Regel von externen Supervisoren geleistet und etliche Berufsverbände schliessen eine hierarchische Supervision aus. Balintgruppen und PsychoanalyseMichael Balint, ein ungarischer Psychoanalytiker, entwickelte in den 50er Jahren eine Reflexions-Gruppe für Ärzte, bei dem der Supervisor in Gruppen die Beziehung der Ärzte zu ihren Patienten thematisierte und Spiegelungsphänomene in der Gruppe ansprach. Balintgruppen werden auch in anderen Berufsgruppen, wie zum Beispiel bei Seelsorgern genutzt.Organisationssoziologie und -psychologieIm letzten Jahrzehnt ist die Supervision um die Tradition der Organisationssoziologie und -psychologie bereichert worden: Arbeit wird nicht von einem Individuum" im luftleeren Raum vollzogen, sondern geschieht immer in einer Rolle (das Gesamt der Erwartungen an den eingenommenen Status), die eingebunden ist in einen organisationalen Kontext. Sowohl strukturelle Hierarchien als auch individuelle ArbeitsvolIzüge prägen das Rollenverhalten und damit auch das innere Erleben des Betreffenden. Nur wenn diese Schnittstelle von inneren Bedürfnissen und äußeren Anforderungen von den Menschen bewältigt wird, äußert sich dies z.B. in Form von Zufriedenheit am Arbeitsplatz.Situationsdynamik als Basiskonzept der SupervisionAusgehend vom Postulat der Praxisrelevanz (im Unterschied zur Forschungs- oder Experimental-Relevanz), des Beratungs-Prozesses (im Unterschied zur rein ergebnisorientierten Beratung) und der Resonanzbeziehung zwischen Beratung (Supervision) einerseits und Praxis (Alltag,Fall) andererseits bietet sich die Situationsdynamik als Beratungskonzept an, weil hier die Strukturanalogie zwischen der Situation der Beratung und der Lage des Falles deutlich herausgearbeitet ist: die Strukturen und Prozesse der Beratungssituation sind denen der Lage im Fall analog und können so assoziativ präsent gemacht werden. Das Beratungs- oder Supervisionsgeschehen ist ein Parallelprozess zu dem Geschehen in der Lage des Falles.Literatur
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